Tina Willius-Senzer ist Tänzerin, Tanzlehrerin und Unternehmerin. Die Tanzschule Willius-Senzer ist ein Familienunternehmen, und gehört zu Mainz wie der Dom und die Fassnacht. Generationen von Mainzern haben hier tanzen gelernt, einschließlich der Fragenstellerin. In diesem Jahr wird groß gefeiert, und zwar das 100jährige Firmen-Jubiläum.

Zu meiner Jugend war Tanzen lernen ebenso typisch, wie den Führerschein machen. Und dafür sind wir dann „zum Senzer“ – sprich zu euch. Liebe Tina, 100 Jahre Tanzschule sind eine lange Zeit. Wir wissen von Trends in der Mode, bei Farben, den Frisuren. Gibt es die auch beim Tanzen?

Tina Willius-Senzer   Oh ja, allein die zahlreichen Tanzfilme, die in den letzten Jahrzehnten in den Kinos gelaufen sind. Die Tanzrevuen der 50er Jahre, Fred Astaire und Ginger Rogers, Saturday Night Fever, Grease, um nur einige zu nennen. John Travolta hat damals die Mode geprägt und jeder wollte so tanzen und aussehen wie er. Ganz Mainz ist zu uns in die Disko mit dem legendären Diskoboden zum Hustle tanzen gekommen. Oder die vielen Sommerhits wie Macarena, Lambada, Jerusalema. Oder dann in den 90er Jahren,  tanzen wie die Stars. DJ Bobo, die No Angels u. v. m. waren zum Anfassen bei uns in der Tanzschule. Vom Charleston bis zu Dirty Dancing, von Letkiss zu Macarena, von den höfischen Tänzen zur heutigen feurigen Salsa. Es gab so viele Trends, die kann ich hier gar nicht alle aufzählen.

1923 wurde die Tanzschule von deinen Großeltern Aenne und Franz Willius-Senzer gegründet. Du bist Enkelin und Tochter tanzender Großeltern und Eltern – lag dir das Tanzen damit quasi im Blut – oder wie bist du selbst zum Tanzen gekommen?

Tina Willius-Senzer    Laut meiner Mutter habe ich tatsächlich im Mutterleib schon fleißig gestrampelt, als Musik lief. Meine Mutter hat bis einen Tag vor meiner Geburt im Saal gestanden und unterrichtet. Mit drei Jahren war es dann so weit – Ballettunterricht bei meiner Oma Aenne.

Wie sich wahrscheinlich jeder denken kann, war das kein leichtes Unterfangen, unter den strengen Augen meiner Oma zu tanzen. Diese Strenge hat mich mit 12 Jahren dazu getrieben, den Ballett-Unterricht zu beenden und einen Blick in die Welt des Lateinamerikanischen Turniertanzes zu werfen.

Dieser Ausflug war zwar sehr intensiv, aber ich merkte schnell, das Turniertanzen nichts für mich war. Mein Steckenpferd waren Jazz, Hip-Hop, Modern und alle Tänze, die in den Musikvideos damals getanzt wurden – ganz zum Argwohn von Aenne. Leider hat sie nicht mehr erlebt, dass ich dann doch noch neben zahlreichen anderen Tanzausbildungen, wie auch der Ausbildung zur ADTV-Tanzlehrerin, davor eine Ballettausbildung der Royal Academy of Dance machte.

Aber jetzt mal ehrlich: Gibt es einen Tanz, den du gar nicht kannst?

Tina Willius-Senzer    Mmmmhhh, da gibt es so einige Tänze, die in meinem Repertoire fehlen: der Hawaiianische Hula Tanz oder der Sitz-Tanz. Sitzen ist nämlich gar nichts für mich (lacht). Nein, im Ernst, das Schöne beim Tanzen ist, dass man mit etwas Rhythmus im Blut, einer guten Anleitung und ein wenig Übung fast alle Tänze lernen kann.

Und selbst ohne Taktgefühl – sich zu Musik bewegen kann einfach jeder, naja, fast jeder. Und wenn nicht, gilt einfach der Spruch:  Beim Tanzen gibt es keine Fehler, nur Variationen.  Aber den argentinischen Tango könnte ich tatsächlich etwas verfeinern.

Über Jahrzehnte habt ihr zig Bälle – den Frühjahrsball, den Herbstball, Schiffsbälle und viele mehr – eröffnet. Wieviele werden es schätzungweise gewesen sein?

Tina Willius-Senzer    Also auf 1000 Ball-Eröffnungen kommen wir sicherlich. Trotz dieser Menge an Ball-Eröffnungen ist es jedes Mal wieder ein ganz tolles Erlebnis, in die strahlenden Gesichter der Ballbesucher zu blicken, insbesondere wenn die stolzen Eltern ihren „Kids“ zusehen, wie sie das erste Mal im eleganten Ballkleid und Anzug den Schritt ins „Erwachsenen-Leben“ auf dem Tanzparkett gehen. Auch heute noch bin ich an jedem Ball-Tag aufgeregt und nervös und werde meist erst mit der ersten Tanzrunde entspannter.

Einen Lieblingsball habe ich auch – der Ball der Goldenen Blätter. Mit diesem Ball wurde unsere heutige Tanzschule am 6. November 1976 eröffnet – der Tag, an dem ich morgens geboren wurde. Zu besonderen Anlässen lassen wir diesen Ball immer mal wieder aufleben.

Deine Großmutter hat 1923 nicht nur einfach eine Tanzschule gegründet, sondern rückblicken geradezu den Grundstein für eine Institution gelegt. Was ist der Kern eures Erfolgs?

Tina Willius-Senzer    Der Kern unseres Erfolges war und ist die Familie, unser Durchhaltevermögen und das Herzblut, anderen Menschen durch Tanzen eine schöne Zeit zu schenken. Mit Familie meinen wir nicht nur unsere Familie, sondern auch unser grandioses Team. Wir sind eine große Senzer-Familie, wir lieben, was wir tun und das leben wir!

Tradition trifft auf Innovation, Erfahrungen werden weitergeben, aus Fehlern wird gelernt, neue Wege beschritten, Bewährtes bewahrt und Neues probiert. Das ist die Quelle, aus der unsere Schule Kraft bezieht, das Rezept, mit dem wir auch mit 100 Jahren nach Gründung noch immer Anziehungspunkt aller Generationen sind.

Worauf ich mich riesig freue, ist unser anstehender Event, den wir uns gemeinsam ausgedacht haben und ihn zusammen durchführen, etwas, dass es so nach unserer Kenntnis noch nie gab, in Mainz. Möchtest du es hier bereits verraten?

Tina Willius-Senzer      100 Jahre Mainzer Tanzgeschichte bedeutet auch viele zahlreiche Orte, Plätze und Locations in unserem schönen Mainz, an denen wir unterrichtet haben. Und genau auf „Senzer`s Spuren“ begeben wir uns gemeinsam an die schönsten Plätze der Tanzschule mit unserem einzigartigen Event – eine „tanzende“ Stadtführung.

Tina, zu jedem Mainz persönlich-Interview zählen ein paar persönliche Fragen:

Wie sieht der beste Moment deines Tages aus?

Tina Willius-Senzer    Wenn ich spüre, dass die Menschen in meinen Tanzkursen aufblühen und mit einem Lächeln im Gesicht den Saal verlassen: dann gehe auch ich mit einem Lächeln aus der Tanzschule nach Hause!

Was inspiriert dich persönlich?

Tina Willius-Senzer   Fremde Kulturen, fremde Länder, Musik jeglicher Art und öfter raus aus der Komfortzone.

Du lebst seit vielen Jahren in Mainz. Was gefällt dir hier am meisten?

Tina Willius-Senzer    Ich liebe die Einfahrt über die Theodor-Heuss-Brücke – dann denke ich: zu Hause! Unsere Mainzer Lebensfreude, den schönen Wochenmarkt, den Rhein und natürlich Weck, Worscht und Woi. Und dass, wir die Stadt des Buchdrucks sind, denn ich lese für mein Leben gern!

Wie würde dein perfekter Tag in Mainz aussehen?

Tina Willius-Senzer    Unter der Woche morgens mit einem Tänzchen unter der Dusche den Tag beginnen, in aller Ruhe über den Markt in die Altstadt schlendern, in der Augustinerkirche eine Kerze für alle meine Lieben anzünden, Inne halten, zurück am Rhein entlang frische Luft schnappen, je nach Laune einen leckeren Kaffee oder ein Gläschen Wein einnehmen, bevor ich am Karmeliterplatz fröhliche Gesichter aus der Tanzschule kommen sehe.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Tina Willius-Senzer   Am liebsten jeden Mainzer und jede Mainzerin zum Tanzen zu bringen – denn Tanzen macht glücklich und ist Lebensfreude pur!

Wir danken dir und freuen uns auf unsere besonderen STadtführungen »Tanzend durch Mainz« inkl. Stadtfühurng, Tanz & Sekt am Sa., 20. Mai, Sa., 17. Juni, sowie Sa., 30. September 2023
Plätze dafür können ab dem 15. März online über diese Webseite hier gebucht werden.

Neugierig? Dann nix wie hin!

Tanzschule Willius-Senzer
Karmeliterplatz 6
55116 Mainz
Tel. 06131/220666
E-Mail info@willius-senzer.de
Internet www.willius-senzer.de