Roland und Silvia Ladendorf genießen die Ruhe vor der Öffnung des Weinhauses.

Mainz persönlich. Roland und Silvia Ladendorf. Weinhaus Bluhm. Altstadt.

Wegen seiner für Mainz urtypischen Weinstuben-Tradition war „das Bluhm“ für das im Herbst im Societäts-Verlag Frankfurt erscheinende Buch „Best of Mainz“ vorgesehen. Dieses Interview wurde geführt, kurz bevor die Familie Ladendorf die Kündigung des Mietvertrages für das Weinhaus Bluhm erhielt. In Absprache mit Roland und Silvia Ladendorf könnt ihr das Gespräch auf dem Mainz persönlich-Blog in der Originalfassung, so wie aufgenommen, lesen.

Im Bluhm ist die Einfachheit zum Kult avanciert. Was für die Ausstattung wie für die Speisekarte gleichermaßen gilt. Für Deko ist hier kein Raum und wer essen will, erhält bodenständige Mainzer Gerichte, die zur erstklassigen Weinauswahl passen.

Wie kam das Weinhaus Bluhm zu seinem Namen?

Roland  Die damaligen Besitzer heißen Bluhm.

Einfach,  aber gemütlich, dafür steht das Bluhm.

Einfach, aber gemütlich, dafür steht das Bluhm.

Und wie kommt man dazu, ein solches Weinhaus zu übernehmen?

Roland  Als damals eine berufliche Neuorientierung für mich an stand und das Weinhaus Bluhm angeboten sind, sind meine Frau und ich angetreten, um das Weinhaus zu übernehmen. Wie waren absolute Quereinsteiger. Deswegen war uns wichtig, dass uns die Vorbesitzer, die das gut vierzig Jahre hier gemacht haben – auch eine Zeitlang begleiten. Das haben sie gemacht – und so haben wir das Bluhm ab April 2003 übernommen.

Silvia Und auch fast alles beibehalten!

Roland Bis auf den Wein. Nach einer Zeitlang haben wir festgestellt, dass der Wein, den wir hier anbieten, eigentlich gar nicht unserem eigenen Geschmack entspricht. Wir haben uns dann Winzer gesucht, die zu uns passen und haben das Weinsortiment nach und nach umgestellt. Wir verkaufen heute absolute Spitzenweine – und das gilt für den Schoppenwein genauso. Und trotzdem sind die Weine bei uns bezahlbar. Und das ist uns wichtig.

Wie sieht euer Konzept aus?

Roland  Wir haben hier oben eine Tafel, auf der wir immer mal wieder besondere Weine anbieten, die nicht unbedingt fest auf der Karte stehen. Von denen muss der Gast keine Flasche trinken – aber auf diese Weise kann man auch einmal einen Wein probieren, den man sich vielleicht sonst nicht unbedingt leisten würde. Und wir möchten Ansprechpartner und auch das Gesicht dieses Weinhauses sein. Wir möchten eine Identität aufbauen, auch und gerade als Kontrast zur um sich greifenden Systemgastronomie. Dabei sind wir auch sicher keine einfachen Gastgeber!

Roland Ladendorf ist an der Theke des Bluhm in seinem Element.

Roland Ladendorf ist an der Theke des Bluhm in seinem Element.

Was ist das Besondere am Bluhm?

Roland Es gibt Leute die sich fragen, wie man in einem normalen Weinhaus solche, teils spezielle, Weine verkaufen kann. Diese Frage stellt sich mir gar nicht. Der eine kann hier seine Flasche Bier trinken, der andere seinen Sauergespritzten und der dritte sagt, ich trinke hier meinen ganz besonderen Wein. Unsere Aufgabe ist zu schauen, dass das alles in einer Balance bleibt. Was wir an diesem Lokal so unheimlich lieben ist die Kommunikation. Wir möchten Raum für eine neutrale Ebene schaffen, auf der über Dinge gesprochen wird, über die man so vielleicht überhaupt nicht reden würde. Unser Augenmerk liegt nicht auf den Speisen. Uns ist wichtig, dass die Leute zusammen sitzen, dass Kommunikation entsteht – und das ist eine ganz, ganz alte Tradition in Mainz, die wir damit bewahren wollen.

Was finde ich auf der Speisekarte?

Silvia: Das Speiseangebot gibt´s schon so, seitdem Bluhm´s hier waren. Nur ein paar Sachen haben wir neu aufgenommen. Und kochen und braten dürfen wir aufgrund unserer Konzession ohnehin nicht. Wir sehen uns als Weinwirtschaft – und nicht als Weinrestaurant.

Der Mainz-Klassiker: Spundekäs´

Der Mainz-Klassiker: Spundekäs´

Wenn ihr zurückblickt auf die Zeit, in der ihr das Bluhm´s führt. Wie sieht euer Fazit aus?

Roland Es ist ein sehr anstrengender Beruf, in dem man nicht reich wird. Man muss sehr viel intensive Arbeit leisten, die auch nicht spurlos an einem vorüber geht. Es ist aber auch sehr schön, weil man jeden Tag mit einer so spannenden Mischung an Menschen zu tun hat.

Kommen wir doch mal zu unseren persönlichen Fragen. Wie sieht der beste Moment des Tages für euch aus?

Silvia Der beste Moment? Morgens aufzustehen und es tut nichts weh.

Roland Gesund aufzustehen ist das wichtigste.

Was inspiriert euch?

Silvia  Wenn sich Gäste so wohl fühlen, dass sie sagen, es geht ihnen gut, wenn sie hier sind. Oder wenn Leute sagen, wir haben durch euch das Wein trinken gelernt.

Roland  Wein ist eine Inspiration an sich. Die Leute abzuholen, wo sie sind und den Genuss von gutem Wein zu vermitteln, das ist auch Inspiration für uns.

Was schätzt ihr an Mainz?

Roland  Mainz ist ein Kleinod. Mainz ist eine Stadt, die eine besondere Lebensfreude ausstrahlt und eine besondere Herzlichkeit hat.

Silvia  Hier ist man Fremden gegenüber besonders aufgeschlossen. Und das merken wir in der Weinstube jeden Tag.

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Auf der Tafel stehen die „besonderen“ Weine.

Und wie sieht euer perfekter Tag in Mainz aus?

Roland  Wir lassen uns gerne treiben, gehen eine Kleinigkeit essen, machen einen Spaziergang am Rhein.

Silvia  Weil unsere Zeit immer so durchgeplant ist, lassen wir den Tag dann gerne auf uns zukommen.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Roland Die Bluhm´s haben das Haus letztes Jahr verkauft, das war ein ziemlicher Schock für uns und kam völlig überraschend. Wir haben nun einen Vertrag mit dem neuen Eigentümer und hoffen, dass es für uns so weitergeht. Und wir wünschen uns, dass wir lange gesund bleiben um all das lange so weiter zu betreiben, und viele Menschen inspirieren können, guten Wein zu trinken.

Neugierig? Dann nix wie hin!

Weinhaus Bluhm
Badergasse 1
T 06131/228354

Öffnungszeiten: Di -Fr 16 Uhr bis  1 Uhr, Sa 13 Uhr – 1 Uhr

Internet http://weinhaus-bluhm.de
Facebook https://de-de.facebook.com/WeinhausBluhm

 

 

 

 

 

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