(c)Stefanie Jung Best of Mainz Gutenberg

Mainz zu Fuß: Auf den Spuren von Gutenberg

Es ist Ferienbeginn, Johannisnacht – und wir feiern in Mainz das gesamte Jahr den größten Sohn der Stadt: Johannes Gutenberg. Wenn das kein Grund ist, sich aufzumachen und auf eigene Faust den Spuren, die er in Mainz hinterlassen hat,  zu folgen!  In den nächsten Wochen verrate ich in diesem Blog immer  mal wieder die eine oder andere Idee, was man im Sommer hier in Mainz so alles unternehmen kann. Dieser Touren-Tipp stammt übrigens auszugsweise aus meinem Buch «Mainz zu Fuß: Die schönsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß entdecken» (7. Auflage, Societäts-Verlag Frankfurt)

Ein halbes Jahrhundert, bevor Kolumbus Amerika entdeckte, legte Johannes Gutenberg das Fundament der modernen Medienkommunikation. Er erfand den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Johannes Gutenberg wurde um das Jahr 1400 in Mainz als Sohn des Patriziers Friele Gensfleisch geboren und starb 1468 ebenfalls in Mainz. Er gilt als der größte Sohn der Stadt Mainz und wurde im Jahr 1998 von amerikanischen Journalisten in dem Buch „1000 Years – 1000 People“ zum „Man of the Millenium“, also zur wichtigsten Person des zweiten Jahrtausends gewählt.

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Start und Ziel des Rundweges durch die Mainzer Innenstadt ist der Gutenbergplatz. Prominent steht das im Jahr 1837 enthüllte Bronzestandbild Gutenbergs gegenüber des Mainzer Staatstheaters, nahe dem hier quer über den Platz und die anschließende Ludwigstraße verlaufenden 50. Breitengrad.

Unterwegs auf den Spuren von Johannes Gutenberg

Der Erfinder, der sich nachweislich von 1434 bis 1444 in Straßburg aufhielt, weil er sich aufgrund von in Mainz ausgetragenen Streitigkeiten zwischen den Zünften und Patriziern gezwungen sah seine Heimatstadt zu verlassen, ist hier in ehrgebietender Pose mit Bibel und Druckertypen dargestellt.

Über den Gutenbergplatz geht es Richtung Dom und durch die Schöfferstraße, in die am Leichhof beginnende Fußgängerzone der Mainzer Altstadt. Das um 1450 erbaute „Haus zum Aschaffenberg“ am Kirschgarten gilt als das älteste Mainzer Fachwerkhaus und dominiert diesen besonders malerischen Platz. Im Zusammenhang mit dem Vorläuferbau wird Johannes Gutenberg 1448 urkundlich erwähnt. Weil der Erfinder für seine Erfindungen Geld brauchte, gab ein Bürge als Sicherheit die Mieteinnahmen für dieses Haus an. Dal Gutenberg Zeit seines Lebens Probleme damit hatte, seine Schulden zurück zu zahlen, ist sein Name zu jener Zeit fast nur in Prozessakten zu finden.

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Durch die Augustinerstraße geht es zurück Richtung Dom. Von der Schöfferstraße aus rechts, geht es über das Höfchen. Der Markt schließt sich an. Darüber hinweg, vorbei an der Heunensäule im Mittelpunkt sowie dem barocken Marktbrunnen und dem sich anschließenden Liebfrauenplatz,  spazieren wir in Richtung Gutenbergmuseum.

Die Wurzeln des Erfinders des Buchdrucks liegen in Mainz

Hier fallen unmittelbar vor der Büste des Meisters platzierte, von Steinmetzen der Umgebung originell gestaltete Sandsteinwürfel auf. Wer Rast auf den Bänken vor der schön bepflanzten Anlage mit Blick auf den Ostbau des Domes machen möchte, kann jetzt leicht den in die Steine gemeißelten Namen „Gutenberg“ lesen.

Das Weltmuseum der Druckkunst wurde anlässlich des 500jährigen Gutenberg-Jubiläums im Jahr 1900 gegründet. Im Jahr 2000 wurde aus Anlass des 100jährigen Jubiläums sowie des 600. Geburtstags Gutenbergs das Museum renoviert und erweitert.

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Als Meisterwerk der Druckkunst, gilt die gedruckte 42zeilige Bibel. In Zusammenarbeit mit seinem damaligen Gesellen Peter Schöffer in den Jahren 1452 bis 1455 gedruckt, zählt sie heute zu den herausragenden Exponaten des Mainzer Gutenberg-Museums. Im Tresorraum des Museums befindet sich die 42zeilige Gutenberg-Bibel.

Immer den Besuch wert: Das Weltmuseum der Druckkunst

Im Jahr 1455, nach dreijähriger Arbeit, war der Druck der Bibel vollendet. Bild5_Gutenbergbibel Stolze 500 Jahre ist das zweibändige Werk mit insgesamt 1.282 Seiten alt, und zeigt keine Spuren des Zerfalls. Die nachgebildete Druckerwerkstatt zieht Besucher ebenso in ihren Bann, wie die zur Schau gestellten Druckwerke aus über fünf Jahrhunderten.

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Besonders attraktiv auch für Familien ist die museumspädagogische Werkstadt „Druckladen“ im unmittelbar gegenüberliegenden im Erweiterungsbau. Hier kann Wort und Bild in eigener Montage gesetzt und gedruckt werden.

Durch die Seilergasse und anschließend links in die Mailandsgasse geht es über den Rebstockplatz zur Korbgasse. Die Fußgängerzone hinter den Markthäusern erfährt im Laufe des Jahres 2008 eine grundlegende Wandlung in eine attraktive Einkaufspassage. In dem im 15. Jahrhundert erbauten, spätgotischen Hof zum Korb (Bild 6 Hof zum Korb) an der Ecke zum Korbgässchen, hat heute ein Goldschmied sein Domizil gefunden.

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Das Patrizierhaus wurde, nachdem der heute in der Fußgängerzone des Brandzentrums schräg gegenüberliegende Hof zum Humbrecht mit dem restaurierten, spätgotischen Treppenturm in den Besitz der Druckerei Fust-Schöffer übergegangen war, im Jahr 1476 an dieses angeschlossen. Hier wurden die bereits zu seiner Zeit in Straßburg begonnenen und jahrelang in Mainz verfeinerten Versuche endlich erfolgreich: Der Überlieferung nach, hatte Gutenberg hier seine zweite Druckwerkstatt  und soll hier auch die erste Gutenbergbibel entstanden sein.

Ein Leben wie ein Krimi

Allerdings hatten die vielen Versuche auch sein ganzes Vermögen aufgezehrt. Gutenberg konnte das von Fust geliehene Kapital nicht zurückzahlen. Fust strengte deswegen einen Prozess gegen ihn an, bei dem Gutenberg im Jahr 1455 vermutlich alles, was er zum damaligen Zeitpunkt besaß, verlor. Sein Landesherr, Kurfürst Adolf von Nassau nahm ihn unter seine Hofleute auf, und schenkte ihm bis zu seinem Tode Kleidung und Nahrung. Außerdem wurden ihm Steuern und Dienste erlassen, die dem Kurfürsten von den Bürgern der Stadt eigentlich zu leisten waren.

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Durch die Fußgängerzone geht es weiter in die Schusterstraße. Links, in der Alten Universtitätsstraße, fällt die ursprünglich als Haus des Jesuitenkollegs erbaute Alte Universität (Bild9_) auf. Heute sind hier verschiedene Institute der etwa drei Kilometer außerhalb vom Zentrum gelegenen Johannes-Gutenberg-Universität beherbergt. Johannes Gutenberg selbst soll nur wenige Meter, in der bis zum Jahr 1742 quasi gegenüberliegenden Franziskanerkirche begraben worden sein.

Sein Geburtshaus, der Hof zum Gutenberg hat sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zur letzten Ruhestätte befunden. Durch die Schusterstraße geht es weiter, vorbei am Kaufhof, bis zur Christophstraße. Eine Gedenktafel am Haus Nr. 2 (Apotheke) weist darauf hin, dass Gutenberg an dieser Stelle geboren wurde und auch seine erste Druckwerkstatt einrichtete.

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Wenige Meter weiter, befindet sich die als Mahnmal für die Bombenopfer gestaltete Ruine der im zweiten Weltkrieg frühgotischen Kirche St. Christoph (Bild10_ST. Christoph). Sie gilt als Taufkirche Johannes Gutenbergs Bild11_ Taufstein Gutenbergs in St. Christoph. Das Taufbecken kann besichtigt werden. Auf dem Karmeliterplatz, neben der Kirche, wurde im Gutenberg-Jahr 2000 eine moderne Eisenplastik aufgestellt. Der Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald zeigt den Erfinder an der Druckerpresse.

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An der Ecke zur Hinteren Christofsgasse befindet sich der Algesheimer Hof wo der Erfinder im Jahr 1468 arm und nahezu vergessen gestorben sein soll.

Zum Ausgangspunkt des hier beschriebenen Spaziergangs geht es durch die Christofsgasse und am Städtischen Altersheim in der Altenauergasse vorbei. Über eine Fußgängerbrücke wird die Quintinsstraße überquert. Durch das Einkaufszentrum „Am Brand“ geht es die Treppen hinunter, über den Rebstockplatz auf den Marktplatz. Von hier aus gelangt man in wenigen Schritten über das Höfchen, zum Gutenberplatz und Ausgangspunkt dieser Tour.

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Neugierig? Nix wie hin!
(c)Stefanie Jung Mainz zu Fuß

(c)Stefanie Jung Mainz zu Fuß

Diese Tour ist meinem Buch «Mainz zu Fuß»  – Die schönsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß entdecken entnommen. In zehn k überarbeiteten Touren ermöglicht «Mainz zu Fuß» in gänzlich neuemLayout die Erkundung der Stadt auf eigene Faust.

Stefanie Jung, Mainz zu Fuß:  Die schönsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß entdecken
7. Auflage 09/2017
ca. 130 Seiten, Smart Cover, 12,80  Euro
ISBN 978-3-7973-1075-0,  Societäts-Verlag, Frankfurt

Erhältlich überall im Buchhandel und Online hier.

 

Weitere Informationen

Strecke: eben, ohne nennenswerte Steigungen
Länge: ca. 3 Kilometer
barrierefrei, – Kinder
Start Gutenbergplatz
Anfahrt: Haltestelle Höfchen

Gutenberg-Museum
Liebrauenplatz 5
55116 Mainz
Tel. 0 61 31/12 26 40
Internet: www.gutenberg-museum.de
montags sowie an gesetzlichen Feiertagen geschlossen

Druckladen im Gutenberg-Museum
Seilergasse 1
55116 Mainz
Tel. 0 61 31/12 26 86
Internet : www.zeitenwende.com/gutenberg
Öffnungszeiten
Mo bis Fr. von 9 – 17 Uhr
Sa. von 10 bis 15 Uhr

 

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