„Uah! – Werkstattladen“

Mainz Persönlich: Thomas Bauer und Thilo Weckmüller. Von uah!

Genau so, wie die Mainzer selbst ihre eigene Stadt sehen und empfinden – so wollen Thomas Bauer und Thilo Weckmüller Mainz darstellen. Und dass zur Kundschaft von ihrem  „Uah! – Werkstattladen“ viele Leute zählen, die eine Galerie nie betreten würden, hat seinen guten Grund.

Hallo Thomas, hallo Thilo! Wie seid ihr eigentlich darauf gekommen, euren Laden hier in der Hinteren Bleiche 28 „Uah! – Werkstattladen“ zu nennen?

Thomas  Das Wort „Werkstattladen“ beschreibt natürlich den Charakter: Es geht hier ausschließlich um handgemachte Sachen. Wenn wir zum Beispiel Bücher herstellen, dann drucken wir die nicht nur – sondern binden sie auch selbst. Und das „Uah“ kommt eigentlich aus der Comic-Sprache.

Thilo erklärt die Drucktechnik.

Thilo erklärt die Drucktechnik.

Thilo  Genau. Es drückt „Überraschung“, aber auch Freude aus. Es könnte aber auch für „Umdruck, Ausdruck, Hochdruck“ stehen. Seit 2000 arbeiten wir zusammen, seit 2002 haben wir die Werkstatt – wir waren damals ja auch noch ein bisschen jünger und wir wollten mit dieser Bezeichnung auch jüngere Leute ansprechen.

Ihr seid bis heute ein Unikat in Mainz! Wie seid ihr gestartet?

Thilo: Thomas hat Kunst, ich Grafikdesgin mit dem Schwerpunkt Illustration in Mainz studiert. Kennen gelernt haben wir uns in einem Atelier und haben eine Zeitlang mit mehreren Künstlern zusammengearbeitet. Bis wir dann auf den Gedanken kamen, etwas Eigenes machen zu wollen. Mit dem Kauf einer Druckpresse ging es los. Unser erster gemeinsamer Auftritt war auf der Minipressenmesse. Nach zwei Jahren Suche hatten wir eine Werkstatt am Kaiser-Wilhelm-Ring gefunden, die wir 2002 eröffnet haben. 2007 haben wir dann den Laden hier eröffnet.

Wie ging es dann weiter, mit „UAH!“?

Thilo: Auf der Minipressenmesse haben wir unsere Erzeugnisse – vor allen Dingen Siebdruck- und Linoldruckkarten, selbstgedruckte und –gebundene Bücher mit eigenen Texten – verkauft. Und das lief schon ziemlich gut.

Das selbst designte Logo weist den Weg zu uah!

Das selbst designte Logo weist den Weg zu uah!

Thomas  2006 kamen dann die Mainz-Drucke dazu. Wir haben Mainz versucht darzustellen, wie wir es auch kennen. Und zwar weg vom touristischen Blick, sondern die Stadt so beschreiben, wie die Menschen sie sehen, die auch hier leben.

Thilo  So war zum Beispiel der Druck von der Trinkhalle ein Renner, oder auch vom Binger Schlag, den es ja so auch gar nicht mehr gibt. Viele Bilder sind mittlerweile auch schon Geschichte. Manches ist abgerissen, anderes steht noch und sieht anders aus oder heißt einfach anders.

Welche Vorlagen liegen euch zugrunde? Sind das alte Bilder, fotografiert ihr selbst und setzt das dann in eure Drucke um?

Thilo: Es sind eigentlich immer jeweils aktuelle Fotos.

Thomas: Die Stadt verändert sich einfach unheimlich schnell. Schon in einem halben Jahr sehen manche Orte einfach ganz anders aus. Je nachdem wo wir ausstellen, grasen wir auch das Umfeld davon ab und suchen Motive, die einen Bezug zum Ausstellungsort herstellen.

Thilo: Es kamen dann auch immer mehr Nachfragen oder Anregungen von Leuten, welche Motive auch noch gut geeignet sind. Und interessant ist mittlerweile, dass wir mit unserer Kunst eigentlich ein ganz breites Publikum ansprechen.

Die Christuskirche ist in ihren verschiedenen Ausführungen ein besonders beliebtes Motiv.

Die Christuskirche ist in ihren verschiedenen Ausführungen ein besonders beliebtes Motiv.

Und wie entstehen eure Bilder nun genau?

Thilo: Für den Druck in der verlorenen Form, in der unsere bekannten Bilder – meistens machen wir nur ganz kleine Auflagen, so etwa 20 Stück – produziert werden, fertige ich auf einer Linolplatte eine spiegelverkehrte Zeichnung an. Der Druck selbst geht dann in verschiedenen Stufen vonstatten, das hängt auch mit der Farbauswahl zusammen. Jeder der 20 Drucke wird dabei immer wieder aufs Neue bearbeitet.

Thomas: Siebdruck arbeitet mehr mit der Fläche, es handelt sich dabei auch um eine ganz andere Technik. Damit können wir zum Beispiel solche Obstkisten oder auch T-Shirts bedrucken. Für jede Farbe muss ein Film erstellt werden. Am PC wird dafür zuerst ein Foto überzeichnet, auf dem Laserdrucker auf Transparentpapier ausgedruckt. Und auch dann sind viele weitere Schritte notwendig, bis das Ergebnis so ist, wie du es hier siehst.
Ihr habt den Laden jetzt eine ganze Zeit lang zu gehabt, um euch für die anstehenden Veranstaltungen und Messen vorzubereiten, wo ihr auch Präsenz zeigt…

Thilo: Die Messen sind wirklich wichtig für uns. Nun kommt aber alles zusammen. Die Buchmesse mit der Museumsnacht, die ja eigentlich nur alle zwei Jahre ist. Und wir wollen den Leuten ja auch immer etwas Neues bieten. Und die Minipressenmesse ist in diesem Jahr auch, obwohl sie nur alle zwei Jahre stattfindet. Und dann kommt noch die eine oder andere Ausstellung dazu, die ich jetzt aber noch nicht so konkret nennen kann. Außerdem arbeiten wir noch in verschiedenen anderen Projekten.

Was ist weiterhin geplant?

Thomas: Unser Kalender für das Jahr 2015 hat sich sehr gut verkauft, sodass die neuen Bilder, die wir jetzt für die Mainzer Museumsnacht vorbereiten, auch für den Kalender für 2016 vorgesehen sind. Da schlagen wir quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Von den ausverkauften Bildern machen wir dann übrigens Poster.

Kommen wir zu unseren persönlichen Fragen! Wie sieht der beste Moment des Tages für euch aus?

Thilo: Für mich immer dann, wenn ein Druck fertig ist und ich einfach so richtig zufrieden damit bin.

Thomas: Ich habe noch ein zweites berufliches Standbein und ich freue mich, wenn ich dann hier in der Werkstatt bin und das „richtige“ Arbeiten beginnt.

Im Werkstattladen dreht sich die Kunst nur um Mainz!

Im Werkstattladen dreht sich die Kunst nur um Mainz!

Was inspiriert euch? Im Job – oder im Alltag?

Thilo: Malerei – auch historische Gemälde – inspiriert mich.

Thomas: Wenn ich rausgehe, mal einen Tapetenwechsel habe. Mit dem Fahrrad am Rhein entlangfahre.

Was liebt ihr an Mainz?

Thomas: Es ist recht überschaubar, hat aber trotzdem fast alles. Es ist nicht so abgehoben, eher kleinstädtisch.

Thilo: Man ist der Stadt nicht so ausgeliefert, wie in einer Millionenstadt. Man kann noch mitgestalten, kommt mit den Leuten ins Gespräch. Das ist immer wieder faszinierend.

Wie würde euer perfekter Tag in Mainz aussehen?

Thomas: Brötchen holen, Kaffee trinken, schön frühstücken, ein bisschen arbeiten – und dann abends mit dem Fahrrad am Rhein entlang fahren.

Thilo: Ganz ähnlich. Den Tag ohne Druck verbringen und auch mal wieder in die Altstadt gehen.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Thilo: Wir wollen von unserem Laden leben können. Und die vielen Ideen, die wir in der Schublade haben, umsetzen können.

Thomas: Das ist tatsächlich unser Ziel.

Neugierig geworden? Dann nix wie hin!
Werkstattladen UAH!
Sieb- und Linoldrucke, Malerei
Hintere Bleiche 28
55116 Mainz

Öffnungszeiten
Mi und Do 16- 19 Uhr, Fr 15 – 18 Uhr
Sa 12 – 15 Uhr
Tel. 06131/5702832
Internet www.uah.de

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